Der Salon Razumovsky

Insgesamt erstreckt sich der „Salon Razumovsky“ über das gesamte Hochparterre des „neuen Palais Razumovsky“ in der Jacquingasse 57 im Dritten Bezirk Wiens. Der Salon bietet seit Sommer 2017 an jedem Tag und Abend der Woche Raum für geschlossene Konferenzen, auserlesene Seminare, sowie ungestörte Vorstands- und Kamingespräche abseits des Tagesgeschehens, und genießt in Wien bereits den Ruf eines „absoluten Geheimtipps“.

Das Palais wurde noch sehr im Geiste Musils „Besitz und Bildung“, vom „letzten Wiener Barockarchitekten“ Ludwig Tischler im Auftrag der Kunstförderin Gräfin Marie Razumovsky 1902 sowohl als Wohnsitz als auch als Hort für Kunst und Kultur geplant und baulich durchgeführt.

Den zweiten Weltkrieg überstand das Haus nur knapp; so wurde die Fassade und die gesamte Fensterfront durch Bombenabwürfe auf den Südbahnhof schwer beschädigt. Im Inneren hatten zudem die Räume des Salons zunächst unter der Besetzung durch Offiziere des Dritten Reichs und später unter sowjetischen Militäreinquartierungen sehr gelitten.

Nach Auszug der Besatzer kamen die Veranstaltungsräume um 1950 im Sinne des Friedenszins in fremde Hände aus denen der Salon erst fünfzig Jahre später, im Jahr 2000, wieder gelöst werden konnte.  Die ursprüngliche Absicht der Erbauerin Marie Razumovsky, einen „Salon“ für Kulturveranstaltungen zu betreiben, ließ sich daher zunächst nur für den Zeitraum 1902 bis 1938 realisieren. Erst ab der Jahrtausendwende konnte es dem Urenkel der Erbauerin gelingen, die Räumlichkeiten langsam ihrem ursprünglichen Zweck wieder zu zuführen. Seither organisiert Gregor Razumovsky in seinem Salon regelmäßig Konzerte, mit denen er jungen Talenten eine Auftrittsgelegenheit gibt.

Kern des Salons bildet der Mariensaal, in dem der Regisseur und Schauspieler Walter Davy 1948, soeben als Invalide aus dem Krieg heimgekehrt, mit Freunden Theater gespielt hat, woran er sich später mit Vergnügen erinnerte.  Bibliothek und Rauchsalon waren nach dem Krieg nicht in der entstehenden Kleinfabrik aufgegangen, sondern blieben in den Händen der Familie. Diese Räume wurden Schauplatz von Begegnungen einiger Größen des österreichischen Kulturschaffens, wie etwa Heimito von Doderer, Friedrich Torberg, Hilde Spiel, Milo Dor, Gottfried von Einem oder Thomas Bernhard, die hier als Freunde von Prof. Andreas Razumovsky (1929 bis 2002) verkehrten